Interview zur neuen Rheingoldhalle mit Bürgermeister Günter Beck, Aufsichtsratsvorsitzender der MAG, und dem zuständigen Projektleiter Frank Intra

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„Ein Stück Herz und Seele der Stadt“

Günter Beck (rechts) und Frank Intra. Foto: MAG / Alexander Sell

Was war das für ein Gefühl, als Sie am 3. Januar dieses Jahres offiziell verkünden konnten, dass die Sanierung der Rheingoldhalle abgeschlossen ist?Günter Beck: Es war schon sehr emotional. Die Rheingoldhalle ist für alle Mainzerinnen und Mainzer mehr als nur ein Veranstaltungsgebäude. Denn jeder verbindet eine ganz persönliche Erinnerung damit. Manche denken an ihren Tanzabschlussball zurück oder an ihre erste Fastnachtssitzung, an ein klassisches Konzert oder den Auftritt ihres Lieblingskünstlers. Unzählige Kongresse und Tagungen wurden hier abgehalten, fast jeder Bundespräsident und Kanzler war in der Rheingoldhalle, zuletzt Angela Merkel beim Wirtschaftsempfang, hier haben wir Kardinal Lehmanns 75. Geburtstag gefeiert – die Rheingoldhalle ist ein Stück Herz und Seele der Stadt. Das alle geht einem durch den Kopf, wenn man dann nach 38 Monaten Bauzeit die Sanierungsphase abschließt.Und es war ja eine sehr herausfordernde Sanierungsphase…Günter Beck: Das kann man wohl sagen, denn natürlich habe ich bei der Schlüsselübergabe auch an den 16. Mai 2019 denken müssen. Ich sehe das noch heute vor meinem inneren Auge: Wir haben den ganzen Tag gebangt und den Brand bekämpft und vor allem haben die Einsatzkräfte alles gegeben, dass das Feuer nicht überschlägt auf den Gutenbergsaal. Dafür danke ich auch heute noch allen Helferinnen und Helfern, die das mit großem persönlichen Einsatz geschafft haben. Man will sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet hätte, wenn auch noch der Gutenbergsaal für drei Jahre ausgefallen wäre.Aber mit dem Brand war die Achterbahnfahrt der Sanierungsphase ja noch nicht vorbei...Frank Intra: Absolut, denn nicht nur Flammen richten einen immensen Schaden an, auch Löschwasser. So wurde damals einen ganz Tag lang Löschschaum in das Gebäude gepumpt, um den Brand einzudämmen, was neben den beachtlichen Brandschäden zu massiven Folgeschäden führte. Es folgten kriminaltechnische Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr, Sachverständigen und Staatsanwaltschaft. Die Baustelle wurde lahmgelegt, zudem musste jede weitere Baumaßnahme mit den Gutachtern der Versicherungen abgestimmt werden. Im Zuge der Schadensbeseitigung wurde neben monatelangen Trocknungsprozessen auch noch eine Asbestfreisetzung durch das Löschwasser festgestellt. Auch hier mussten zunächst eine aufwändige sachgerechte Sanierung und Entsorgung erfolgen. Der Probleme nicht genug, sorgte anschließend die Corona-Pandemie mit Lockdowns und allen erdenklichen Einschränkungen für enorme Verzögerungen, dazu kamen Lieferengpässe von Baustoffen, ein Bombenfund und selbst das Hochwasser an der Ahr hat einen wichtigen Lieferanten der Rheingoldhalle getroffen, der schnellstmöglich eine Ersatzlieferung organisieren musste. Es war wie verhext. 

Und Sie mussten ihre ursprüngliche Bauplanung komplett umstellen.

Frank Intra: Eigentlich wollten wir die Rheingoldhalle in zwei Bauabschnitten sanieren und sind von 24 Monaten Bauzeit ausgegangen. Nach dem Brand war klar, dass wir das auf keinen Fall schaffen können. Wir haben uns schließlich entschlossen, die beiden Bauabschnitte gleichzeitig anzugehen, was – wie man sich leicht vorstellen kann – eine große logistische Herausforderung war. Dass dann auch noch Corona dazu kam, mit all den Folgeerscheinungen, hat dazu geführt, dass wir im Grunde jeden Tag nachjustieren mussten.

Wieviel Firmen mussten Sie denn insgesamt steuern?

Frank Intra: Wir hatten fast 70 unterschiedliche Gewerke, manchmal am Tag über 120 Handwerker gleichzeitig auf der Baustelle unter Beachtung sämtlicher Hygienevorschriften. Und wir wollten natürlich unbedingt rechtzeitig zum Beginn der Fastnachtskampagne fertig sein. Dass uns dann einmal mehr Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ist umso bedauerlicher, denn es wäre ja für viele Mainzerinnen und Mainzer eine wunderbare Gelegenheit gewesen, die frisch sanierte Rheingoldhalle durch den Besuch einer Fastnachtssitzung erleben und genießen zu dürfen.

Ist denn die Sanierung der Rheingoldhalle abgeschlossen?

Frank Intra: Noch nicht ganz. Mit dem Innenausbau sind wir durch, aber wir haben im Außenbereich noch einiges vor uns. So werden wir beispielsweise auf dem Dach noch eine Photovoltaikanlage errichten, die Mosaike in den goldenen Dreiecken auf dem Dach sanieren und wir wollen auch die Kunstwerke, die rund um die Rheingoldhalle standen und die momentan noch im Depot liegen, wieder aufstellen. Das wird aber den Betrieb der Rheingoldhalle nicht beeinträchtigen.

Günter Beck: Wir alle freuen uns schon darauf, wenn endlich die ersten Veranstaltungen stattfinden und sie können mir glauben, sowohl der Oberbürgermeister, die MAG-Führung und auch ich selbst – wir werden es uns nicht nehmen lassen, beim ersten Konzert in der frisch sanierten Rheingoldhalle dabei zu sein. Aber lassen Sie mich an dieser Stelle noch ein großes Dankeschön loswerden: An die MAG, die trotz der Widrigkeiten dieses Bauprojekt ungemein professionell durchgeführt hat. An die gesamte Projekt- und Bauleitung, an die Firmen und Subunternehmen, an die Handwerker und Bauarbeiter, die seit 38 Monaten – davon gut zwei Jahre unter erschwerten Corona-Bedingungen – diese Sanierung zu einem wunderbaren Ende gebracht haben. Denn eines muss man einfach mal sagen: Das Ergebnis ist klasse und absolut erstligareif. Und es war eine außerordentliche Teamleistung. red
 

Wem gehört eigentlich die Rheingoldhalle?

Die Rheingoldhalle Verwaltungs-GmbH ist persönlich haftende geschäftsführende Gesellschafterin an der Rheingoldhalle GmbH & Co. KG, die die Projektierung, die Errichtung, den Betrieb, Vermietung und Verpachtung der Rheingoldhalle und des Rathausparkhauses zum Gegenstand hat. An der Rheingoldhalle GmbH & Co. KG hält die Stadt Mainz 50 Prozent der Anteile, die anderen 50 Prozent gehören der PMG Parken in Mainz GmbH. Die PMG wiederum gehört zu 50 Prozent der Stadt Mainz und zu 50 Prozent der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG).

Da der Rheingoldhalle GmbH & Co. KG auch das Parkhaus Rathaus gehört, hat sich die Stadt Mainz mit der PMG das Park-Know-how und mit der MAG das Know-how beim Thema Stadtentwicklung gesichert.

Entstanden ist dieses Konstrukt im Jahr 2004 mit dem Bau des Gutenbergsaals. Hintergrund: Sämtliche Erträge sollen nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet werden, sondern dienen ausschließlich als Instandhaltungsrücklagen für den Unterhalt der Gebäude.

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