„Impulsgeber und City-Lobbyist“: Was sind die Aufgaben des Mainz City Management e.V.?

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Wie alles begann

Einkaufstreiben im Mainzer Shoppingviertel „Am Brand“: Mit welchen Maßnahmen lässt sich eine liebens- und lebenwerte Innenstadt erschaffen? Foto: Sascha Kopp

Es war eine illustre Runde, die sich am 23. April 1997 im Mainzer Rathaus versammelte: Neben Herman-Hartmut Weyel, dem Oberbürgermeister der Stadt Mainz, waren dort auch Vertreter der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen, der Handwerkskammer und dem Einzelhandelsverband RheinhessenPfalz sowie namhafter Mainzer Unternehmen vertreten, erinnert sich Michael Kapp, der damals in seiner Funktion als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mainzer Einzelhandel ebenfalls anwesend war. Die Anwesenden sahen es als Ziel, mit der Gründung des „Mainz City Management e.V.“ (kurz: MCM) ein Instrument zu schaffen, mit dem man den stetig wachsenden Herausforderungen im Städtewettbewerb begegnen könne. „Von der Vereinsgründung versprachen wir uns eine attraktivere Gestaltung und damit natürlich langfristig die Aufwertung der Mainzer Innenstadt“, berichtet Michael Kapp. Als zentrale Aufgabe sahen die Beteiligten vor allem die Förderung einer kundenfreundlichen Einzelhandelsstruktur an, womit zugleich Mainz als Wirtschaftsstandort gestärkt werden sollte.

Bislang verliefen entsprechende Aktionen allerdings eher unkoordiniert und lagen in vielen Händen – die Gründung von MCM sollte nun eine Reaktion darauf sein: „Die komplexe Aufgabenstellung erfordert, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen“, so Kraft Waentig, damaliger Vereinsvorsitzender von MCM. Dafür wurde eigens die Position des Citymanagers geschaffen, der nicht nur eng mit dem Vorstand zusammenarbeiten, sondern auch gleichzeitig als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Akteuren aus Stadtverwaltung und städtischen Gremien sowie als Interessenvertreter der Mainzer Citywirtschaft aus Einzelhandel, Dienstleistern und Gastronomie fungieren sollte. Nach den Worten Kraft Waentigs sei ein Citymanager mittlerweile notwendig, um als „Impulsgeber und City-Lobbyist“ das Vorhaben zum Erfolg zu führen und das Image der Domstadt weiter zu verbessern. Als erster freiberuflicher Citymanager von Mainz nahm Michael Kapp zum Jahresbeginn 1998 offiziell seine Arbeit auf.

Ein Citymanager habe keine institutionalisierte Macht oder Weisungsbefugnis – er moderiere stattdessen, gebe Anstöße, bündele Interessen, vernetze eine Vielzahl von Menschen miteinander und stimme Gesamtkonzepte ab, beschreibt Michael Kapp die Aufgaben. „Ein Citymanager muss aus Betroffenen vielmehr Beteiligte machen“, erklärt er. Dafür sei Überzeugungsarbeit notwendig, die oft viel Zeit und Geduld koste. „Aber genau das ist für die Position entscheidend – man kann solche wichtigen Maßnahmen nicht einfach von oben herab durchsetzen.“

Begleitung durch die Fachhochschule Mainz

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Ein Bild aus alten Zeiten: Hansjürgen Doss, Richard Patzke, Klaus Hammer und Günter Tartter (v.li.) hissten 2007, zum zehnten Geburtstag des Mainz City Managements, Fahnen auf der Citymeile. Foto: Sascha Kopp

Nach der Gründung von MCM wurde das in dieser Form damals bundesweit erste Pilotprojekt während einer dreijährigen Anschubphase wissenschaftlich begleitet durch Prof. Dr. Ursula Funke, die von 1976 bis 2004 an der Fachhochschule Mainz einen Lehrstuhl für Betriebswirtschaft innehatte. Damit erhielt der Verein MCM eine Frau als Unterstützerin, die zuvor bereits andere Städte wie Frankenthal oder Speyer bei ihrer Entwicklung bestärkt hatte und damit über umfangreiche Erfahrung im Bereich des Stadtmarketings verfügte. Bei der Entwicklung einer zukunftsorientierten Stadtkonzeption wurden nach einer Imageanalyse innerhalb der Stadt Mainz, bei der auch Bürgerinnen und Bürger durch zahlreiche Umfragen aktiv an den Entscheidungsprozessen rund um das Projekt mitwirken konnten, ein entsprechendes Leitbild und Oberziele erarbeitet. Nach der Formulierung von Teilzielen, Strategien und Maßnahmen ging es schließlich es an deren Umsetzung.

Denn die Analyse zeigte zwar einige Vorzüge, aber auch zahlreiche Schwachstellen der Domstadt auf, die nun aktiv bewältigt werden mussten. Am Ende des Projekts stand daher auch eine objektive Kosten-Nutzen-Analyse: Hatte sich der Einsatz gelohnt, sollte die Arbeit weitergeführt werden?

Für Mainz war das Ergebnis eindeutig positiv – alle Beteiligten arbeiteten dafür so gut wie möglich zusammen und konnten das Gegeneinander von Einzelhandel, Politik und Verwaltung weitestgehend überwinden. In den letzten 25 Jahren hat der Verein MCM damit eine Vielzahl an Zielen und Maßnahmen entwickelt und auf den Weg gebracht, um die Mainzer Innenstadt als Erlebnisort für Bürgerinnen und Bürger, Gäste und Touristen zu gestalten (Übersicht auf den Seiten 9 bis 11). Der Verein hat heute mittlerweile über 150 Mitglieder, darunter Unternehmen und Einzelpersonen aus der gesamten Gesellschaft. Vorsitzende des Vereins ist derzeit Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen. Im Vorstand unterstützt wird sie von Vertretern des lokalen Einzelhandels und Dienstleistern.

Viele ähnliche Akteure rund um die Landeshauptstadt

Mit seinem Engagement rund um die Stadt Mainz ist MCM nicht alleine – so gibt es vor Ort etwa noch die Werbegemeinschaft Mainz e.V. sowie die mainzplus Citymarketing GmbH. Was sind die Aufgaben der unterschiedlichen Akteure und wie lassen sie sich – soweit möglich – voneinander abgrenzen?

Die mainzplus Citymarketing GmbH wurde Anfang 2013 neu aufgestellt und zählt zu ihren Aufgaben alles, was mit der Vermarktung der Landeshauptstadt Mainz als Tourismus- und Tagungsziel zu tun hat. Hier sind entsprechend die Kompetenzen und das Know-how rund um die drei Bereiche Veranstaltungen, Kultur und Tourismus vereint. Das übergeordnete Ziel von mainzplus ist es, die generelle Attraktivität der Stadt Mainz für nationale und internationale Besucher sowie alle Bürgerinnen und Bürger fortwährend zu steigern. Die Werbegemeinschaft Mainz e.V. versteht sich dagegen als Interessengemeinschaft, um die Anziehungskraft des Einzelhandels in der Mainzer Innenstadt immer wieder neu zu optimieren – hier steht die Landeshauptstadt besonders als Wirtschaftsstandort im Vordergrund. Gut 150 Fachgeschäfte, Kaufhäuser, Dienstleistungsunternehmen, aber etwa auch Schausteller engagieren sich schon seit Jahrzehnten mit zahlreichen kleinen und großen Aktionen, um Mainz für Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten RheinMain-Gebiet stets interessant zu halten.

Der Verein MCM pflegt einen engen Austausch mit allen Akteuren, deren Interesse ebenfalls auf dieses Ziel gerichtet ist. Die enge Verzahnung untereinander wird etwa auch darin deutlich, dass MCM und die Werbegemeinschaft sich die Büroräume teilen. Für MCM zählen zu den grundlegenden Aufgaben die Planung und Durchführung von gezielten Aktionen rund um die Bereiche Marketing, Sauberkeit, Sicherheit, Infrastruktur und Events. Weiterhin umfasst es auch die Beratung aller Mainzer Dienstleister für eine attraktive und kundenfreundliche Gestaltung von Geschäften und Innenstadt. VON MARLEEN ILCHMANN

1. Rätselfrage:

Wann wurde der Verein MCM gegründet?

- 2004 (Z)
- 1997 (W)
- 1985 (G)

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