1972 war ein ganz besonderes Jahr für die Ortsgemeinde / Die letzten bewegten Bilder des „Bawettche“ 

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50 Jahre VG Wöllstein – 50 Jahre Heimatfilm Wöllstein 

Die letzte Fahrt des „Bawettche“ auf der Bahnstrecke Sprendlingen-Wöllstein fand am 31. Juli 1973 statt. Foto: Sammlung Menges

Das Jahr 1972 ist für die Ortsgemeinde Wöllstein nicht nur wegen der Gründung der Verbandsgemeinde und der Übertragung der Verwaltung noch heute von großem Interesse. Sondern auch, weil jenes Jahr durch den im Dezember 2012 verstorbenen Lehrer Lutz Ruppersberger, der Anfang der 60er Jahre als junger Mann nach Wöllstein kam, in einem Heimatfilm festgehalten und so für die Nachwelt dokumentiert wurde.Ruppersberger widmete sich der Erforschung und Bekanntmachung der Geschichte seiner neuen Heimat Wöllstein. Er schrieb etliche Beiträge in Büchern, Zeitungen und Chroniken, verfasste unter anderem das Buch „Wöllstein in alten Ansichtskarten“, das einen Einblick gibt, wie Wöllstein früher einmal aussah. Und er drehte einen Film. Sein cineastisches Werk „Heimatfilm 1972“ zeigt den Verlauf des Jahres 1972 in Wöllstein – vor 50 Jahren ein Marktflecken mit 2 700 Einwohnern, von Gewerbe- oder großen Baugebieten noch keine Spur. Stattdessen ist das Entstehen der ersten Häuser im Baugebiet „Pfaffenpfad“ (heute Römerring und Nebenstraßen) zu sehen, die ohne Umgebungsbebauung im Maisfeld standen.

Auch die Festivitäten des Jahres wurden begleitet. Den Beginn bildet die Prunksitzung der Carnevalsabteilung des Turn- und Sportvereins. Fehlen durfte natürlich nicht das Lied „Wöllsteiner Äffchen“, gesungen von Irmgard Neumann. Ebenso wird der Fastnachtsumzug durch Wöllstein gezeigt, ehe sich der Film den kirchlichen Feierlichkeiten mit Konfirmation und Kommunion widmet. Ebenso ist die Begegnung mit der Partnergemeinde Barsac dokumentiert.

Als besondere Zeitdokumente sind in dem Film eine Sitzung des Gemeinderates unter dem damaligen Ortsbürgermeister Johann Rathgeber sowie die Wahlen zum ersten Verbandsgemeinderat am 23. April 1972 und der anschließenden konstituierenden Sitzung des VG-Rates mit Wahl des VG-Bürgermeisters festgehalten. Zum Bürgermeister wurde Philipp Espenschied (Siefersheim, SPD) gewählt, der bis 1993 Bürgermeister der VG war.   

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Das „Bawettche“ unterhalb der Hexenkanzel. Foto: Sammlung Menges

Ein Höhepunkt des Films ist eine der letzten Aufnahmen des „Bawettche“, das seit der Eröffnung am 11. Oktober 1888 auf der ehemaligen Bahnstrecke von Sprendlingen nach Fürfeld über Wöllstein fuhr. Kurz darauf wurde durch die Gemeinden Neu-Bamberg, Frei-Laubersheim und Fürfeld eine Verlängerung beantragt, die 1898 umgesetzt wurde. Der Betrieb erfolgte durch die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG) und umfasste neben Personenverkehr hauptsächlich den Transport der örtlichen Erzeugnisse wie Steine aus den Steinbrüchen oder Zuckerrüben. Ende 1952 gab die SEG den defizitären Betrieb ab, das Land Rheinland-Pfalz übernahm das Eigentum an der Strecke und die Deutsche Bundesbahn den Betrieb. Allerdings wurde der Personenverkehr nach nur vier Monaten wegen geringer Nachfrage eingestellt. 1959 wurde Wöllstein wieder Endstation, die Strecke weiter nach Fürfeld stillgelegt und abgebaut. Heute befindet sich auf diesem Streckenteil der Radweg durch das Tälchen.

Das Jahr 1972 leitete einen traurigen Höhepunkt ein, der ein Jahr später, im Juli 1973, Realität wurde. Vom Wöllsteiner Bahnhof fuhr der letzte Güterzug nach Sprendlingen – und Wöllstein verlor seinen Anschluss. Die Gleise wurden ein Jahr später abgebaut.

Wer sich für den Heimatfilm von Lutz Ruppersberger über Wöllstein im Jahre 1972 interessiert, erhält bei der Ortsgemeinde weitere Informationen. Johannes Brüchert
   

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