Auch die Festivitäten des Jahres wurden begleitet. Den Beginn bildet die Prunksitzung der Carnevalsabteilung des Turn- und Sportvereins. Fehlen durfte natürlich nicht das Lied „Wöllsteiner Äffchen“, gesungen von Irmgard Neumann. Ebenso wird der Fastnachtsumzug durch Wöllstein gezeigt, ehe sich der Film den kirchlichen Feierlichkeiten mit Konfirmation und Kommunion widmet. Ebenso ist die Begegnung mit der Partnergemeinde Barsac dokumentiert.
Als besondere Zeitdokumente sind in dem Film eine Sitzung des Gemeinderates unter dem damaligen Ortsbürgermeister Johann Rathgeber sowie die Wahlen zum ersten Verbandsgemeinderat am 23. April 1972 und der anschließenden konstituierenden Sitzung des VG-Rates mit Wahl des VG-Bürgermeisters festgehalten. Zum Bürgermeister wurde Philipp Espenschied (Siefersheim, SPD) gewählt, der bis 1993 Bürgermeister der VG war.
Ein Höhepunkt des Films ist eine der letzten Aufnahmen des „Bawettche“, das seit der Eröffnung am 11. Oktober 1888 auf der ehemaligen Bahnstrecke von Sprendlingen nach Fürfeld über Wöllstein fuhr. Kurz darauf wurde durch die Gemeinden Neu-Bamberg, Frei-Laubersheim und Fürfeld eine Verlängerung beantragt, die 1898 umgesetzt wurde. Der Betrieb erfolgte durch die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG) und umfasste neben Personenverkehr hauptsächlich den Transport der örtlichen Erzeugnisse wie Steine aus den Steinbrüchen oder Zuckerrüben. Ende 1952 gab die SEG den defizitären Betrieb ab, das Land Rheinland-Pfalz übernahm das Eigentum an der Strecke und die Deutsche Bundesbahn den Betrieb. Allerdings wurde der Personenverkehr nach nur vier Monaten wegen geringer Nachfrage eingestellt. 1959 wurde Wöllstein wieder Endstation, die Strecke weiter nach Fürfeld stillgelegt und abgebaut. Heute befindet sich auf diesem Streckenteil der Radweg durch das Tälchen.
Das Jahr 1972 leitete einen traurigen Höhepunkt ein, der ein Jahr später, im Juli 1973, Realität wurde. Vom Wöllsteiner Bahnhof fuhr der letzte Güterzug nach Sprendlingen – und Wöllstein verlor seinen Anschluss. Die Gleise wurden ein Jahr später abgebaut.
Wer sich für den Heimatfilm von Lutz Ruppersberger über Wöllstein im Jahre 1972 interessiert, erhält bei der Ortsgemeinde weitere Informationen. Johannes Brüchert