BIEBELNHEIM. Vielen Berufspendler aus dem südlichen Rheinhessen, die in der Rhein-Main-Metropolregion arbeiten, ist die kleine Gemeinde Biebelnheim ein Begriff. Schließlich verfügt die 700-Seelen-Gemeinde über einen direkten Autobahnanschluss zur A63. Bereits im Mittelalter war die 1188 erstmals urkundlich erwähnte Ortschaft verkehrsgünstig gelegen. So lag Biebelnheim auf der Pilgerroute von Worms über Bingen nach Aachen. Spätestens ab 1354 konnte die Wallfahrer in Biebelnheim im Pilgerspital in der heutigen Hauptstraße übernachten. Zwei Urkunden aus den Jahren 1354 und 1359 zeigen, dass das Pilgerspital zu Biebelnheim aus einer Almosenstiftung für die Aachenwallfahrt entstanden ist.Â
Die Pilger, die aus den südlichen Ländern den Rhein herunterkamen, wählten bei Worms den direkten Weg nach Bingen und kamen über diese Abkürzung auch an Biebelnheim vorbei. Pilgerspitäler oder auch Hospize genannt, waren im Mittelalter der einzige Ort, wo mittellose Pilger ein Bett für die Nacht, einen Teller Suppe und Pflege ihrer Leiden fanden. Anfang des 16. Jahrhunderts hatte das Spital zur Deckung der Kosten Einkünfte in Biebelnheim, Weinheim, Spiesheim, Blödesheim (heute Hochborn), Bechtolsheim, Dittelsheim, Dorn-Dürkheim, Freimersheim und Heimersheim. 1567 brannte das Spital ab, danach ist von den Besitztümern als dem „Spitalsgut" die Rede.Â
Beim Bau der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt im Jahr 1737 wurden - die Überreste der Kapelle des ehemaligen Pilgerspitals integriert. In der Kirche werden heute noch Figuren aufbewahrt, die möglicherweise Dankesgaben von Pilgern waren. In der Gegenwart zeugt die Weinbergslage ,,Pilgerstein" ebenfalls von dem einstigen Wallfahrtsweg. Zudem knüpft der rheinhessische Jakobsweg an die historische Pilgerroute an und die heutigen Pilger können im Pilgerhof der Familie Fluhr übernachten. dsf