Energetische Situation vor Ort
Für jedes der teilnehmenden Quartiere wird zunächst ein „Quartierskonzept“ erstellt, was sich im ersten Schritt mit einer Bestandsaufnahme der derzeitigen energetischen Situation vor Ort beschäftigt. Dabei werden alle öffentliche Liegenschaften auf ihre energetische Gesamtsituation hin untersucht und alle Häuser eines Quartiers nach einer optischen Einschätzung auf Baujahr und Energieeffizienz unterteilt. Gleichzeitig werden die Verbrauchswerte der gesamten Kommune ermittelt. Auf dieser Ist-Grundlage werden dann Maßnahmen entwickelt, die eine Steigerung der Energieeffizienz zum Ziel haben. Der Fokus liegt dabei auf Wärmeenergie, Mobilität, Nutzung erneuerbarer Energien und Machbarkeit von Nahwärmenetzen. Gerade das Heizen und zunehmend auch das Kühlen spielen bei den CO2-Emissionen eine maßgebliche Rolle. Der Wärmemarkt hat deutschlandweit einen Anteil von rund 40 Prozent an den energiebedingten CO2-Emissionen. Um das Ziel der Bundesregierung – Treibhausgasneutralität bis 2045 – zu erreichen, benötigen wir energieeffizientere Gebäude und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Wärmeverbrauch.
Der Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften macht bei den bereits untersuchten Gemeinden nur rund drei Prozent des Gesamtenergieverbrauches aus. Generell bleibt festzuhalten, dass die Wärmewen de im Quartier nur unter der Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger gelingen wird. Wobei dies eigentlich auch in deren Eigeninteresse liegen sollte, denn gerade bei steigenden Energiepreisen amortisieren sich Investitionen in energiesparende Techniken relativ schnell, auch unter dem Aspekt der aktuell sehr interessanten Fördermöglichkeiten.
Wie kann man selbst aktiv werden?
In allen vier Quartieren werden „Steuerungsgruppen“ initiiert. In diesen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger einbringen und auf diese Weise selbst aktiv an der Konzepterstellung mitwirken. Darüber hinaus stellt die Verbandsgemeinde Wörrstadt für die regionale Kommunikation ein Netzwerk zur Verfügung, damit ein Informationsaustausch zwischen den Gemeinden stattfinden kann.
Im Verlauf des Projektes haben die Bürger die Möglichkeit, sich in vielen öffentlichen Veranstaltungen und Workshops zum Thema erneuerbare Energien zu informieren. Beispiele hierfür sind
• Elektromobilität inklusive Probefahrten
• Energetische Gebäudesanierung (zum Beispiel Photovoltaik, Heizsysteme, Wärmedämmung)
• Nahwärmeversorgung und Biogasveredelung
• Energietag (mit Beteiligung von Unternehmen aus der Energiebranche)
• Kinderklimaschutzkonferenz in Grundschulen
• Einzelgespräche für das Gewerbe
• Einzelgespräch: Energiesparen für Weinbaubetriebe.
Am Ende des Prozesses stehen das eigentliche Quartierskonzept und der daraus resultierende Maßnahmenkatalog. Unterstützt vom Bund über das KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ sowie vom Land über das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität (MKUEM) mit dem Förderprogramm „Wärmewende im Quartier“ verbleibt bei der Kommune lediglich ein Anteil von zehn Prozent der Kosten.
Nach Erstellung des Quartierskonzeptes beginnt das eigentliche Sanierungsmanagement, das versucht, die einzelnen Maßnahmen aus dem Katalog umzusetzen, vom Austausch eines Warmwasserspeichers bis hin zur Umsetzung eines Nahwärmenetzes für ein Wohngebiet. Für die kommunalen Liegenschaften werden alle möglichen Einsparmaßnahmen geprüft und nach entsprechenden Fördermöglichkeiten gesucht. Hierzu beschäftigt die Verbandgemeinde Wörrstadt seit 2019 einen Sanierungsmanager.
Natürlich ist das Sanierungsmanagement mit weiteren Maßnahmen bemüht, die Öffentlichkeit in den energieeffizienteren Prozess mit einzubinden und veranstaltet
• Thermografie Spaziergänge
• einen LED Tauschtag
• Energiesprechstunden mit der Verbraucherzentrale RLP
• Vororttermine mit Energie-Check, Heizung-Check, Solar-Check in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale RLP
• Webinare für Bürger (zum Beispiel Fördermöglichkeiten der energetischen Sanierung)
• Elektromobilitätsmesse
• Fachvorträge.
Daria Paluch, Klimaschutzmanagerin / Marcus Michel, Sanierungsmanager