Tröstend und heilsam
„Die Frage, ob sich ein Verlust ohne diese Ausnahmesituation anders angefühlt hätte, wird viele Trauernde noch lange beschäftigen“, sagt Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. „Insbesondere während Feiertagen sollten Familie und Freunde sich die Zeit nehmen, Trauernden in ihrem Schmerz beizustehen. Das kann natürlich ganz unterschiedlich aussehen. Wichtig ist, offen darüber zu sprechen, was dem Einzelnen guttut, und Räume zu schaffen, in denen die Trauer auch als tröstend und heilsam empfunden werden kann.“
Individuelle Art der Trauer
Für Dr. Simon J. Walter, Kulturbeauftragter der Stiftung Deutsche Bestattungskultur, sind die individuellen Formen und Wege der Trauer entscheidend: „Die Trauer jedes Einzelnen sieht anders aus, braucht ihre eigene Zeit und ihren eigenen Raum. Gerade in der gesellschaftlichen Ausnahmesituation, in der wir uns aktuell befinden, bieten Feier- und Urlaubstage die Möglichkeit, gedanklich einen Schritt zurückzutreten und innezuhalten. Was tut mir gut in meiner Trauer? Wie kann ich anderen in ihrer Trauer beistehen? Und wie kann ich einen Abschied, der mir durch die Pandemie verwehrt worden ist, vielleicht auf ganz eigene Weise nachholen – oder meinen Nächsten auf einem solchen Weg begleiten?“
Die Antworten auf diese Fragen kann jeder nur selbst geben. Gerade jetzt während der Zeit der Totengedenktage im Herbst fühlen wir, dass Sterben und Abschiednehmen zum Leben dazugehören – und dass jeder ein Recht auf einen persönlichen Abschied hat. akz-o