Diese Argumente kommen bei Auszubildenden im Handwerk besonders gut an

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Nachwuchs gesucht

So können Handwerksbetriebe die junge Generation von ihren Vorzügen überzeugen. Foto: Kzenon - stock.adobe

Der Fachkräftemangel schafft für Handwerksbetriebe viele Probleme: Mitunter müssen Anträge abgelehnt werden, weil nicht genug Personal zur Verfügung steht. Das liegt vor allen Dingen daran, dass es dem Handwerk an Nachwuchs fehlt. Aktuell suchen viele Betriebe wieder nach Auszubildenden, doch die Zahl der guten Bewerber hält sich meist in Grenzen. Justin Böttger, Recruiting-Experte für Handwerksbetriebe, ist sicher, dass Handwerker mit einem klassischen Ansatz bei der jungen Zielgruppe nicht mehr so gut durchkommen. „Auszubildende wollen heutzutage ganz andere Dinge als noch vor 10 Jahren“, erklärt er. Diese Argumente können helfen, potenzielle Auszubildende zu überzeugen.

Hier wird Digitalisierung groß geschrieben

Viele Betriebe der Handwerksbranche vernachlässigen den Aspekt der Digitalisierung. Dabei ist er besonders für die Gewinnung von Auszubildenden von enormer Wichtigkeit, denn besonders die jüngeren Generationen wünschen sich ein digitalisiertes Leben – und das schließt ihren Beruf mit ein. Daher sollten sich Handwerksbetriebe dringend mit der Digitalisierung innerhalb ihres Unternehmens auseinandersetzen. So können sie nicht nur Auszubildende von sich überzeugen, sondern auch Prozesse effizienter gestalten und die Arbeit ihrer Mitarbeiter angenehmer machen. Zum Beispiel, wenn ein riesiger Papierstapel im Betrieb durch digitale Lösungen ersetzt werden kann. „Allerdings ist es essenziell, dieses Argument auch nach außen zu tragen, um Auszubildende auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt Justin Böttger. Denn erfährt niemand von den Bemühungen, können sie auch keine Früchte tragen.

Informieren und Bedenken ausräumen

Für Azubis ist es sehr wichtig, detaillierte Informationen darüber zu erhalten, wie ihre Ausbildung ablaufen wird und was genau sie zu erwarten haben. Fehlende Informationen können laut Justin Böttger ein triftiger Grund sein, weshalb potenzielle Auszubildende sich für einen anderen Betrieb entscheiden. Daher sollten Handwerksbetrieb auf ihre Fragen vorbereitet sein. Denn besonders über die Handwerksbranche gibt es einige Vorurteile, die möglicherweise nicht auf den jeweiligen Betrieb zutreffen. Diese gilt es von Anfang an zu beseitigen. Häufige Fragen der Azubis sind unter anderem: Was kommt während der Ausbildung auf mich zu? Was wird mein Aufgabengebiet sein? Worauf kann ich mich während der Ausbildung spezialisieren? Welche Arbeitszeiten hat die Ausbildung?

Notwendige Unterstützung anbieten

Junge Auszubildende wünschen sich vor allem Unterstützung: Schließlich steigen sie als junge Berufseinsteiger in eine neue und unbekannte Welt ein. „Für diese Unterstützung bieten sich Azubi-Patenschaften an“, erklärt der Recruitingexperte. Diese können alle offenen Fragen der Auszubildenden beantworten, unbegründete Ängste und Sorgen aus der Welt schaffen und ihnen tatkräftig zur Seite stehen. Bei einer Azubi-Patenschaft wird jedem Auszubildenden ein Geselle an die Hand gegeben, der ihm sowohl bei schulischen Themen als auch bei praktischen Themen zu Hilfe kommen kann. So werden Auszubildende gefordert und gefördert.

Verantwortung und Aufstiegsmöglichkeiten

„Dieses Argument wird in der Branche leider nur selten kommuniziert“, verrät Böttger. Dabei kann das die Entscheidung der potenziellen Auszubildenden maßgeblich beeinflussen. Denn viele von ihnen haben die Sorge, in der Ausbildung keine Verantwortung tragen zu dürfen und nur Handlangerarbeiten machen zu müssen oder nach ihrer Ausbildung nicht weit zu kommen, weil keine Aufstiegsmöglichkeiten gegeben sind. Daher entscheiden sie sich für ein Studium oder eine Ausbildung in einer anderen Branche – dabei hat das Handwerk einiges zu bieten. „Diese Informationen offen zu kommunizieren und den Auszubildenden klarzumachen, dass ihre Arbeit während und auch nach der Ausbildung geschätzt wird, kann einige zukünftige Fachkräfte überzeugen“, weiß der Experte. ots/red

Weitergedacht

Interdisziplinäre Studiengänge als Chance

Die Digitalisierung verändert schon lange das Arbeitsleben der Menschen. Das hat auch zur Folge, dass Jobs, die früher für sich alleinstanden, immer mehr miteinander verschmelzen. Das sieht man zum Beispiel im Bereich Produktionsinformatik. Früher gab es für jeden Arbeitsschritt eine eigene Maschine. Heute sind diese viel intelligenter und übernehmen vielfältige Aufgaben. Um sie richtig bauen, einsetzen und bedienen zu können, braucht man fächerübergreifendes Wissen. Und das verändert auch die benötigte Ausbildung für die betreffenden Berufe. Daher ist es oft hilfreich, sich als Karrierestarter möglichst vielfältig und interdisziplinär ausbilden zu lassen, am besten schon während des Studiums.

Über den Tellerrand schauen

„Arbeitsprozesse werden heutzutage immer vernetzter. Fachkräfte müssen viel mehr über den eigenen Tellerrand hinausschauen, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten“, sagt Prof. Dr. Meik Friedrich, Vizepräsident für Studium, Lehre und Forschung an der Hochschule Weserbergland. Dort werden zum Beispiel die dualen Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre zusammengeführt. Das heißt, Studierende verschiedener Fachrichtungen sitzen gemeinsam in manchen Vorlesungen. Für sie haben solche interdisziplinären Studiengänge den Vorteil, dass sie schon früh lernen, unterschiedliche Aspekte eines Problems zu verstehen und diese in ihr Denken einzubeziehen.

Ein weiterer Pluspunkt für das spätere Berufsleben ist die Dualität eines Studiengangs: Dual studieren bedeutet, dass ein Berufsanfänger die praktische Arbeit in einem Wirtschaftsunternehmen mit der wissenschaftlichen Lehre an der Hochschule verknüpft und schon während des Studiums an beiden Orten arbeitet. Dass das Konzept fruchtet, zeigt die aktuelle Praxis. djd

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